Interview mit Bernadette Gardi
5. September 2023
Arthur Walker: «Bernadette, 2021 hast du den Ägeri-Award im Bereich Wirtschaft erhalten. Ist diese Auszeichnung aus deiner Sicht mit deiner Berufung als Wirtin oder mehr als Wirtschafterin im Allgemeinen zu verstehen?»
Bernadette Gardi: «Ich denke es ist für beides gedacht. Als Wirtin 40 Jahre am gleichen Ort ist doch eine Leistung. Aber ohne auch dabei «Wirtschafterin» im Sinne des Wortes zu sein, ist «Wirtin sein» alleine nicht möglich, darum nehme ich an, ist es für beides zu verstehen.»
AW: «Du führst zusammen mit deinem Sohn Florian und deinem Team seit Jahren erfolgreich das Hotel Restaurant Schiff. Wie sieht dein Tagesablauf aus?»
BG: «Eigentlich ganz normal. Momentan ist um 05:55 Uhr Tagwache, dann gehe ich in den See schwimmen, lese nachher kurz die Zeitung (natürlich mit einem Kaffee dazu), verbringe sicher eine halbe Stunde in der Waschküche, mache Vorbereitungsarbeiten fürs Z’nüni, bediene unsere Gäste und um 10:00 Uhr kommt die Serviceablösung. Dann bleibt Zeit fürs Büro, die Waschküche, den Bürgerrat oder für Menübesprechungen. Ja, die Zeit rennt, und es ist auch schon wieder der Mittagservice da. Am Nachmittag versuche ich meistens eine Stunde zu schlafen. Wenn es braucht, mache ich am Nachmittag noch Kranken- oder Geburtstagsbesuche, Einkäufe, habe einen Coiffeur- oder Therapietermin, bevor der Abendservice beginnt. Diese Termine sind ja nicht alle Tage und können flexibel eingesetzt werden.
Nach dem Abendservice sind wieder die täglichen Arbeiten im Büro zu erledigen. Ein guter Schwatz mit unseren lieben Gästen hat immer Platz und am Donnerstagabend nach 22:00 Uhr gibt es auch einen Jass. Wenn alles einigermassen erledigt ist, gehe ich zwischen 01:30 und 02:30 Uhr ins Bett und schlafe zufrieden ein.»
AW: «Kannst du der Leserschaft des Ägerietalers dein Geheimnis zu deiner persönlichen Energieverwaltung verraten?»
BG: «Meine Energiespeicher sind meine ganze Familie, unser sehr wertvolles Mitarbeiter/-innen-Team, liebe Freundinnen und Fruende und natürlich unsere lieben Gäste. Die friedliche Natur abends spät und morgens früh sowie meine innere Zufriedenheit geben mir sehr viel Elan.»
AW: «Seit 2009 bist du Mitglied des Bürgerrats, seit 2022 dessen Vizepräsidentin. Wie lassen sich deine Aufgaben umschreiben?»
BG: «Ich bin zuständig für die Liegenschaftsverwaltung und versuche die Anliegen unserer Mieterschaft sehr ernst zu nehmen und auch schnell zu erledigen. Ich muss sagen, unsere Mieterinnen und Mieter wohnen seit Jahren im Bürgerhuus, und man kennt sich persönlich. Das gibt ein gutes Vertrauensverhältnis. Bei den anfallenden Büroarbeiten werde ich durch unsere Bürgerschreiberin extrem entlastet.
Als Vizepräsidentin versuche ich den Präsidenten bei den anstehenden Geschäften und Aufgaben zu unterstützen, wobei ich ihn auch gerne bei abendlichen Einsätzen mehr entlasten möchte. Das ist aus geschäftlichen Gründen bei mir vielmals nicht möglich.»
AW: «Im Herbst soll das Projekt Euw mit dem Spatenstich endlich in die Umsetzungsphase treten.»
BG: «Ja, endlich kommt es zur Verwirklichung. Wenn alles ohne Verzögerungen gelaufen wäre, würden jetzt die ersten Mieterinnen und Mieter bereits einziehen. Durch die Verzögerung entstehen leider Mehrkosten, welche sich leider zwangsläufig auf die Mietpreise auswirken werden.
Das Projekt ist meines Erachtens sehr schön, und es bereichert auch die Umgebung im Euw. Ich freue mich, wenn die ersten Kindergärtler/-innen die beiden neuen Kindergärten beleben und das Museum seine Orte öffnet.»
AW: «Wie gross ist dein zeitlicher Aufwand für dein politisches Amt?»
BG: «Ich kann das nicht so in Zeit beziffern, weil ich viel schnell nebenbei erledige und keine Stundenkontrolle führe.»
AW: «Weshalb ist die Mitte-Partei deine politische Heimat?»
BG: «Ich fühle mich sehr wohl in dieser Partei. Die Mitte-Partei nimmt die Anliegen der Bevölkerung auch ernst. Als Mitglied werde ich nach meiner Meinung gefragt, und das ist wichtig.»
AW: «Welches Thema beschäftigt aus deiner Sicht die Menschen in Unterägeri?»
BG: «Die hohen Mietenkosten bereiten vielen grosse Sorgen. Junge Menschen mit einer Familie haben kaum die Chance, sich hier niederzulassen. Die Infrastruktur stimmt für die Bewohner in Unterägeri. Die jungen Familien würden das Dorfleben gerne mitgestalten, aber es muss etwas getan werden, damit sie hier bleiben können. Es wird zwar schon seit Jahren darüber gesprochen, aber gehandelt wird sehr wenig.»
AW: «Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen? Bitte schreibe es in deiner Muttersprache – in Tilgerisch.»
BG: «Ob das wohl jemand versteht?
I winschat moo, das etla sgald albm swichtigste war, dass mehr sharz mitetat und die Leit ob Gitschn odo Buebn, ob jinga odo elta akeidl meer zifriedna warn und do Noid et sganze Tuen albn vogiftat und zigrunde richtat. Is gangad olls sovl leichta, wendo da jedo akeidl miteziechat. Schaugt afott, ob enk alln settnas a akeidl inwendig a guet tat wendo afs sharz lousad.»
Bernadette, ganz herzlichen Dank für dein grosses Engagement für die Bürgergemeinde, für deinen täglichen Einsatz in deinem Umfeld, für alles, was du leistest. Ich wünsche dir, dass deine Arbeit und dein Engagement geschätzt werden. Weiterhin viel Freude und Zufriedenheit, aber auch Erfolg in deinem Berufsleben. Danke für das Gespräch.
Die Mitte Unterägeri, Arthur Walker