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Interview mit Roger Iten-Gansner

10. November 2023

Arthur Walker: «Bei einer Recherche im Internet stösst man unter dem Begriff ‘Roger Iten’ unter anderem auf einen Entwickler, einen Architekten, einen Bauern, einen Fussballer, einen Techn. Kaufmann, einen Lickttechniker und schliesslich auf ein Theaterstück von Beppi Baggenstoss mit dem Titel: ‘Ein nicht ganz wahres Heldenepos mit Roger Iten.’ Bitte stelle dich den Leserinnen und Lesern des Ägeritalers kurz vor.»

Roger Iten: «Der Technische Kaufmann, das bin ich. «schmunzeln» Ich bin gelernter Haustechnikplaner Heizung und arbeite als Entwickler Digitalisierung in einem Ingenieurbüro in Luzern. Ich kümmere mich um die digitalen Bedürfnisse der Firma, für die sonst keiner Zeit hat. Schwerpunkt sind Themen wie CAD und BIM. Ich bin verheiratet und Vater einer erwachsenen Stieftochter.»

AW: «Kürzlich hat eine Studie aufgezeigt, dass Iten nach Müller der zweithäufigste Familienname im Kanton Zug ist, im Ägerital wohl der häufigste. Welchem Iten-Zweig kann man dich zuordnen und woher stammt die Umschreibung?»

RI: «Ich bin der Sohn von Louis Iten, einem «Bläsi» und Maria Iten, einer «Beckmeiret». Ein reinrassiger Unterägerer, auch wenn ich seit 3 Jahren in Oberägeri wohne, für die einen ein Makel, für die anderen ein Gewinn. Die Bläsis stammen vom Eichhof (an der Lidostrasse), mein Grossvater Hans war einer der Mitbegründer des FC Ägeri. Mein Ur-Ur-Grossvater war der Eichmeister und Küfer Blasius Iten. Mein Grossvater mütterlicherseits war Beckmeirets Andres von der Euw. Mein Ur-Ur-Grossvater auf dieser Seite war Bäckermeister und hiess Meinrad.»

AW: «Seit 2020 bist du Mitglied des Korporationsrats Unterägeri, zuständig für Finanzen und Energie. Wie lassen sich deine Aufgaben umschreiben?»

RI: «Im Bereich Finanzen arbeite ich eng mit dem Korporationsschreiber Thomas Hess zusammen. Auf der einen Seite geht es um die Strategie der Finanzen, wie z.B. Aufnahme von Fremdgelder. Auf der anderen Seite um die Kontrolle und Freigabe von Rechnungen und Zahlungen im Tagesgeschäft. Das Dikasterium Energie deckt den Bereich des Wämeverbunds Unterägeri und die verschiedenen Solarstrom ZEV (Zusammenschluss Eigenverbrauch) ab. Der Wärmeverbund verlangte in den letzten Jahren enorme Planungsarbeiten. Der Zusammenschluss des Herzstücks Heizzentrale Rain mit den bestehenden Anlagen wie Chilematt, Calanda und Schönenbüel mit den Fernleitungen durch das Dorf ist eine komplexe Angelegenheit. Da sind regelmässige Koordinationssitzungen und Absprachen mit den Planern und Bauleitern nötig und wichtig. Mit der Gemeinde haben wir eine Vereinbarung erarbeitet, welche den Perimeter des Wärmeverbunds, die Pflichten und Rechte der Parteien definiert und so Klarheit für alle schafft.»

AW: «Wie gross ist dein zeitlicher Aufwand für dein Mandat bei der Korporation Unterägeri?»

RI: «Wir treffen uns nominell jede 2. Woche für die Ratssitzung. Je nach Bedarf werden zusätzlich Sitzungen einberufen. Ich bin pro Woche sicher ein bis zwei Mal auf der Kanzlei für die Absprache mit unserem Leiter Energie, Matthias Küng oder für die Unterzeichnung von Rechnungen und Zahlungen. Dazu kommen regelmässige Sitzungen betreffend Wärmeverbund. Es kommen weitere Sitzungen dazu, wie zum Bespiel als Mitglied der Betriebskommission Seewasserwerk oder natürlich mit der Rechnungsprüfungskommission der Korporation. Ich schätze meinen Aufwand als 15 bis 20 % Pensum ein. Das meiste eher am Abend, an Randstunden oder am Wochenende und dank einem verständnisvollen Arbeitgeber funktioniert das sehr gut neben meinem 100 % Job.»

AW: «Energie – ein zentrales Thema.»

RI: «Ein Thema das aktueller nicht sein könnte! Wir als Gesellschaft müssen die verschiedenen Energiequellen effizienter und nachhaltiger nutzen, neue Möglichkeiten erschliessen und Innovationen vorantreiben. Da sind die Institutionen, aber auch jeder einzelne gefordert. Die Korporation ist sich gerade hier seiner Verantwortung bewusst und leistet mit dem Wärmeverbund und den verschiedenen Solaranlagen einen wichtigen Beitrag. Wir überlegen uns schon weitere Möglichkeiten, wie z.B. die Speicherung des Solarstroms.»

AW: «Kürzlich wurde die Heizzentrale im Rain feierlich eingeweiht. Die Bevölkerung konnte sich vor Ort ein Bild über diese innovative Investition in die Energieversorgung machen. Sekundarlehrer Theo Häusler benutzte häufig die Begriffe wie Tannzapfen, Handhaberzeinli und LHW. Ein gewaltiger Schritt von damals zu heute.»

RI: «Die grossen und topmodernen Anlagen nutzen die Energie aus dem Holz höchst effizient und vor allem auch ökologisch. Am Ende der Verbrennung, Wärmerückgewinnung, Filterung und Reinigung entweicht dem Kamin eigentlich nur noch lauwarme, sauber Luft. Wir können unserem eigenen Rohstoff Holz mit der verkauften Energie einen angemessenen Preis geben und so bleibt die gesamte Wertschöpfungskette im Tal.»

AW: «Weshalb ist die Mitte-Partei deine politische Heimat?»

RI: «Die Mitte passt zu mir, ich kann mich weder mit zu linken noch zu rechten Parteien identifizieren. Das heisst nicht, dass ich Soziales aus Acht lasse oder unsere schweizerischen Werte nicht schätze. Im Gegenteil, es ist eben dieser Weg der Mitte, die beides vereinen kann. Im Korporationsrat spielt aber die Parteizugehörigkeit keine Rolle, wir kümmern uns um Sachgeschäfte. Ab und zu ein politischer Seitenhieb gehört zum Geschäft.»

AW: «Wie gelingt dir ein Ausgleich zwischen Beruf, gesellschaftlichem Engagement im Korporationsrat und Familie?»

RI: «Ich bewege mich gerne. Skifahren, Wandern und Joggen sind meine Leidenschaften. Beim Joggen kann ich abschalten, meine Gedanken sortieren und bekomme so einen freien Kopf. Der Körper dankt es mir zusätzlich. Ich fühle mich dank regelmässigem Joggen nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit. Das Wichtigste ist aber die Unterstützung und das Verständnis meiner Frau Eveline. Danke mein Schatz!»

AW: «Welche Themen beschäftigen aus deiner Sicht die Menschen in Unterägeri, im Ägerital?»

RI: «Themen wie bezahlbaren Wohnraum, Verkehr, wirtschaftliche und politische Stabilität sind sicher zentral. Gerade beim bezahlbaren Wohnraum leistet die Korporation einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag. Der Wohnungsverkauf im Baurecht oder das Angebot von günstigen Mietwohnungen ohne Renditemaximierung gehören hier zu wertvollen Mitteln.»

AW: «Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?»

RI: «Das tönt jetzt zwar sehr klischeehaft, aber aktueller könnte das auch nicht sein: Frieden! Mit Toleranz und Akzeptanz untereinander könnten wir uns den vielen aktuellen Herausforderungen widmen, statt uns gegenseitig zu bekämpfen.»

 

Roger, ganz herzlichen Dank für dein grosses Engagement für die Korporationsgemeinde, für deinen täglichen Einsatz in deinem Umfeld, für alles, was du leistest. Ich wünsche dir, dass deine Arbeit und dein Engagement geschätzt werden. Weiterhin viel Freude und Zufriedenheit, aber auch Erfolg in deinem Berufsleben. Danke für das Gespräch.

Die Mitte Unterägeri, Arthur Walker

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